Jeder, der schon einmal Süchtig war oder sich um einen geliebten Menschen mit Sucht gekümmert hat, weiß aus erster Hand, welche verheerenden Auswirkungen sie auf das Leben eines Menschen hat. Sucht stört alle Bereiche des Lebens und der Schlaf ist keine Ausnahme.
Schlaf und Sucht sind eng miteinander verbunden. Viele Menschen nutzen Alkohol oder andere Drogen, um einzuschlafen und ihre Schlaflosigkeit zu behandeln, und werden dadurch unbemerkt süchtig. Selbst wenn man vor der Sucht keine Schlafprobleme hatte, verändert der langfristige Drogenmissbrauch die Schlafarchitektur des Gehirns und stört so sein Schlafverhalten und seine Schlafqualität. Beim Entzug wird es nur noch schlimmer, wobei Schlafprobleme eines der am längsten anhaltenden Symptome der Entgiftung sind.
Glücklicherweise gibt es Hoffnung: Sucht und viele der damit verbundenen Schlafprobleme sind behandelbar. Je besser der Betroffene schläft, desto geringer ist das Rückfallrisiko.
Wie verschiedene Abhängigkeiten den Schlaf stören
Im Folgenden wird erläutert, wie sich verschiedene Abhängigkeiten – Drogen, Alkohol und Verhaltensweisen – negativ auf den Schlaf auswirken.
Alkohol und Marihuana
Alkohol wirkt beruhigend was viele Menschen dazu bringt, es fälschlicherweise als Schlafhilfe zu betrachten. Zwischen 20 und 30 % der Menschen mit Schlaflosigkeit berichten, dass sie sich dem Alkohol zuwenden, um besser einzuschlafen.
Es hilft zwar beim Einschlafen, jedoch ist alkoholbedingter Schlaf ist kein erholsamer Schlaf. Der Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Alpträume, Bettnässen, Nachtschweiß, Schnarchen und Schlafapnoe. Mehr zum Thema Alkohol und Schlaf.
Wie Alkohol ist Marihuana eine weitere Substanz, die Menschen oft als Schlafmittel verwenden. Es verursacht kein frühes Aufwachen wie Alkohol, aber es fragmentiert den Schlaf und verringert die Menge des REM-Schlafes. Die Wirkung auf den REM-Schlaf ist so stark, dass Konsumenten, die aufhören, Monatelang anfällig für lebendige, seltsame Träume sind.
Stimulanzien: Kokain, Amphetamine, MDMA und Halluzinogene
Stimulanzien wie Kokain, Amphetamine und MDMA wirken alle aufputschend, sodass man sich leicht vorstellen kann, wie sie den Schlaf stören.
Die Nutzer werden süchtig nach dem energetisierenden High, das die Drogen erzeugen, indem sie das Gehirn mit Dopamin überfluten. Während des Highs sind sie so aufgeputscht, dass sie nicht einschlafen können, gefolgt von einer Schlafsucht, nachdem die Wirkung nachlässt.
Chronischer Kokainkonsum und Ecstasy reduzieren beide den REM-Schlaf und verursachen Schlafmangel, der sich spürbar auf die kognitive Leistungsfähigkeit am Tag auswirkt.
MDMA hat eine besondere Wirkung auf das Gehirn und die Schlafarchitektur, da es allmählich die Serotonin Produktion im Gehirn stoppt. Da Serotonin Teil des Melatonin-Produktionsprozesses ist, erleben Ecstasy-Konsumenten Schlafentzugssymptome früher als Konsumenten anderer Drogentypen, insbesondere in Bezug auf ihre kognitive Leistungsfähigkeit und Impulsivität.
Selbst nach dem Entzug haben besonders schwere MDMA-Nutzer scheinbar permanente Änderungen an ihrer Schlafarchitektur. Starke Konsumenten von Kokain und Amphetaminen scheinen auch ihren zirkadianen Rhythmus dauerhaft zu verändern und können für immer unter Schlafstörungen leiden. Darüber hinaus ist der Kokainkonsum auch mit Alpträumen verbunden.
Opioide
Unser Körper ist nicht in der Lage, starke Schmerzen allein zu bewältigen, weshalb Opioide wie Methadon, Oxycodon und Hydrocodon genutzt werden. Diese Medikamente helfen Personen, mit den schweren oder chronischen Schmerzen im Zusammenhang mit Operationen, Krebs oder anderen Gesundheitsprozessen und -problemen fertig zu werden. Opioide wirken, indem sie sich an die Dopaminrezeptoren im Gehirn binden, sodass das Gehirn die Schmerzen besser bewältigen kann.
Leider erzeugen Opioide bei Missbrauch – oder nicht bestimmungsgemäßer Verwendung – eine ähnliche euphorische Wirkung wie Kokain. Dadurch greifen Menschen zu Opioiden, auch wenn die Schmerzen nur gering sind.
Durch den Missbrauch, wird der Schlaf, wie bei den anderen Drogen schlechter. Die Dauer des REM- und Tiefschlafs halbiert sich und die Betroffenen fühlen sich ständig müde.
Verhaltensabhängigkeiten: Glücksspiel, Internet und Social Media
Glücksspiel und Internet haben vielleicht zunächst nicht die verheerenden körperlichen Auswirkungen anderer Medikamente, aber sie stören den Schlaf und verschlechtern die emotionale und geistige Gesundheit. Wenn man den Zusammenhang zwischen schlechter psychischer Gesundheit und Folgen wie Selbstmord betrachtet, wird das körperliche Risiko deutlich.
Süchtige Spieler und Internetnutzer sind gleichermaßen einem erhöhten Risiko für Angst- und Stimmungsstörungen ausgesetzt, die oft Schlaflosigkeit verursachen, mit ihnen koexistieren oder dazu beitragen. Je schlechter ihr Schlaf, desto schlechter fühlen sie sich wegen ihrer Sucht – und befeuern einen Teufelskreis.
Sucht bedingte Schlafstörungen
Auf der ganzen Linie reduzieren Süchte den REM-Schlaf, was an sich schon ein Problem ist. Viele Süchte sind jedoch auch mit spezifischen Schlafstörungen verbunden.
Während viele Menschen auf Alkohol, Drogen und andere Substanzen zurückgreifen, um überhaupt schlafen zu können, verschlimmern diese Abhängigkeiten bestehende Schlafprobleme und verursachen neue eigene. Schlafprobleme, die durch die Sucht verursacht, werden als substanzbedingte Schlafstörungen bezeichnet. Dazu gehören:
Jedes dieser Schlafprobleme trägt zum Schlafentzug bei, der sie noch süchtiger macht. Durch Schlafentzug fällt es den Betroffenen schwerer sich zu fokussieren, zu erinnern und Entscheidungen zu treffen. Sie sind emotional nicht mehr stabil, haben eine verlängerte Reaktionszeit und ein höheres Risiko für Krebs, Diabetes und Herzkrankheiten.
Schlafprobleme beim Entzug
Die Anfangsphasen der Entgiftung sind hart für alle Arten von Sucht. In den ersten Tagen bis zu einer Woche treten körperliche Symptome auf, die extrem unangenehm sind, wie Zittern oder Schütteln, Fieber, Erbrechen und Kopfschmerzen. Emotionale Symptome begleiten diese verständlicherweise, einschließlich schlechter Stimmung, Depressionen, Angst und Reizbarkeit.
Die Symptome variieren je nach Individuum, Sucht und Schwere der Sucht. Zum Beispiel können einige Menschen Anfälle erleiden und 5 % der Alkoholiker können Delirium Tremens (DTs) erleben. DTs beschreiben eine Gruppe von zusätzlichen Symptomen wie Halluzinationen, starkes Schwitzen und erhöhte Herzfrequenz.
Da die Symptome unterschiedlich sein können, ist es wichtig, medizinische Hilfe und Beratung zu suchen. Während einige mit einem kalten Entzug erfolgreich sein können, kann es für andere gefährlich sein. Personen mit Abhängigkeiten von Opioid- und Schlafmitteln wird oft geraten, langsam anzufangen und ihre Dosierung zu verkleinern, um die Schwere der Entzugserscheinungen zu minimieren und ihr Rückfallrisiko zu verringern.
Am Ende der ersten Woche der Entgiftung verschwinden die meisten körperlichen Symptome oder nehmen deutlich ab. Die verbleibenden Symptome werden sich in den Folgemonaten allmählich weiter verringern.
Schlaflosigkeit und Rückfall
Schlaflosigkeit ist einer der größten Indikatoren für einen Rückfall und das Risiko wird für diejenigen, die eine Schlafstörung entwickeln, verdoppelt. Deshalb empfehlen Experten, den Schlaf mit in den Behandlungsplan aufzunehmen. Untersuchungen zeigen, dass die Behandlung von Schlaflosigkeit sowohl die Schlafqualität als auch die Symptome von Depressionen bei Menschen mit Alkoholismus verbessert.
Je nach Schweregrad der Sucht können die mit der Genesung verbundenen Schlafprobleme jahrelang anhalten.
Tipps zur Verbesserung des Schlafes während der Suchterholung
- Hole dir Hilfe von anderen. Soziale Kontakte sind besonders Wichtig, um mit Problemen klarzukommen.
- Versuche eine kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (KVT-I).
- Verbessere deine Schlafhygiene.
- Achte auf deine Ernährung und mache Sport.