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Schlafstörungen

Schlafstörungen werden als ungenügend empfundene Schlafperioden an drei oder mehr Tagen pro Woche über einen Zeitraum von mindestens einem, zumeist mehreren Monaten verstanden.

Arten von Schlafstörungen

Die Medizin unterscheidet zwischen unterschiedlichen Formen der Schlafstörung nach genauer Art der Einschränkung der Schlafqualität und den individuellen Symptomen. Die präzise Identifizierung der Schlafstörung ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise.

Insomnien

Insomnien haben eine Vielzahl potenzieller Ursachen. Zu ihnen zählen alle Erkrankungen, die mit chronischen oder anfallsartigen Schmerzen bei Nacht einhergehen, beispielsweise Krebserkrankungen. Aber auch viele weitere Leiden, unter anderem von Herz-Kreislauf- und Atemwegssystem sowie der inneren Organe oder psychologische Probleme, können ursächlich sein. Die Schlafstörung erstreckt sich über einen längeren Zeitraum und kann sich durch Probleme der Schlafqualität, -quantität oder beidem ausdrücken.

Hypersomnien

Eine Hypersomnie liegt vor, wenn ein Übermaß an Schläfrigkeit oder Müdigkeit beobachtet wird. Sie kann sich in Form deutlich verlängerter Schlafzeiten, beständiger Tagesmüdigkeit oder plötzlicher Schlafattacken zeigen. Diese sind nicht durch einen kurz- oder langfristigen Schlafmangel erklärbar.

Schlaf-Wach-Rhythmus Störungen

Eine zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung kann die Länge und Menge der Schlafepisoden betreffen, ebenso kann sie einen veränderten 24-Stunden-Rhythmus (z. B. länger oder kürzer) oder eine Umkehr von Tag und Nacht hervorrufen. Nicht immer geht mit der Störung selbst Leidensdruck einher, oft entsteht der Leidensdruck auch aus der Diskrepanz zur Gesellschaft oder deren Erwartungen.

Parasomnien

Parasomnien sind Schlafstörungen, wie Anomalien, unerwünschte Verhaltensweisen oder Wahrnehmungen, die während des Übergangs zwischen den Schlafphasen auftreten.

Schlafbezogene Bewegungsstörungen

Schlafbezogene Bewegungsstörungen beschreiben alle abnormen Bewegungen, die während des Schlafes oder beim Übergang vom Wachzustand in den Schlaf auftreten.

Schlafbezogene Atmungsstörungen

Isolierte Phänomene

Sprechen im Schlaf Einschlafzuckungen

Symptome & Diagnose

Als Leitsymptom von Schlafstörungen tritt, wenig überraschend, zumeist ein Schlafproblem auf. Dieses manifestiert sich in Schwierigkeiten beim Einschlafen, Durchschlafen oder einer ausreichenden Schlafdauer. Hinzu kommen:

  • Müdigkeit
  • Tagesmüdigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Leistungsabfall
  • Nervosität
  • Gereiztheit
  • Frieren
  • Schmerzempfindlichkeit
  • Stress
  • Soziale und berufliche Schwierigkeiten
  • Depressionen

Es ist auch möglich, dass diese Symptome auftreten, ohne dass dem Betroffenen die Schlafprobleme bewusst sind. Dieser Fall tritt ein, wenn die Schlafphasen verschoben oder verkürzt sind, beispielsweise durch übermäßig häufiges Aufwachen, ohne dass sich der Betroffene am Morgen daran erinnern kann. Die Diagnose wird zunächst anhand der vom Patienten geschilderten Symptome gestellt. Auch Fragebögen zum Tagesablauf, Vorerkrankungen, Medikamentierung und allen weiteren schlaf-beeinflussenden Faktoren kommen zum Einsatz. Eine Blutuntersuchung kann mögliche hormonelle Probleme offenbaren. Je nach genauer Sachlage wird der Patient anschließend zu einem Spezialisten überwiesen. Infrage kommen beispielsweise Neurologe, Psychiater oder Pulmologe. Ausgebildete Schlafmediziner betreuen auch die Untersuchung im Schlaflabor, bei der eine Reihe möglicher Schlafstörungen identifiziert werden können.

Verbreitung

Schlafstörungen sind sehr weit verbreitet: Bis zu acht Millionen Menschen in Deutschland leiden kurz- oder langfristig unter einer Schlafstörung. Dabei wird seit vielen Jahren eine Zunahme an Schlafproblemen registriert.

Ursachen

Die Ursachen für Schlafstörungen sind ebenso vielfältig wie die Ausprägungen selbst. Zu ihnen zählen unter anderem:

  • Erkrankungen verschiedener Organe (Herz, Lunge, Gehirn)
  • Hormonelle Störungen (Hypophyse, Schilddrüse)
  • Belastung und Traumata (Todesfall, Krankheit, Stress, Unfall, Verbrechen)
  • Genetische Faktoren (Narkolepsie)
  • Medikamente
  • Schmerzen (unterschiedlicher Genese, akut oder chronisch)
  • Psychische Erkrankungen (Depressionen, Posttraumatische Belastungsstörung, Angststörung)
  • Lebensführung (Alkohol, Drogen, schlechte Schlafhygiene)
  • Gesellschaftliche Faktoren (Medienkonsum, soziale und berufliche Erwartungen)

Aus diesem Grund ist eine sorgfältige und umfassende Diagnosestellung besonders wichtig.

Behandlung

Bei der Therapie von Schlafstörungen ist die genaue Art und Ursache der Schlafstörung entscheidend. Eine falsche oder ungenügende Therapie, beispielsweise aufgrund einer nicht erkannten Ursache, kann das Leiden eines Betroffenen verlängern oder sogar verstärken. In allen Fällen sekundärer Schlafstörungen ist es entscheidend, die Grunderkrankung so gut wie möglich zu behandeln oder die Beschwerden zumindest zu lindern. Bei primären Insomnien muss eine Veränderung der schädlichen Gewohnheiten herbeigeführt werden, unter Umständen kurzfristig unterstützt von einer Medikamenteneinnahme oder langfristig durch eine Psychotherapie.

Untersuchungsmethoden

Es existieren unterschiedliche Möglichkeiten der Untersuchung von Schlafstörungen. Welche genutzt werden, richtet sich meistens nach den genauen vom Patienten geschilderten Symptomen und weiteren Ein- beziehungsweise Ausschlussmöglichkeiten. Die ersten Informationen helfen im weiteren Verlauf auch dabei, den richtigen Facharzt zur Weiterbehandlung auszuwählen.

Nicht-apparative Untersuchung

Zu Beginn der Anamnese steht eine ausführliche Befragung des Patienten, idealerweise mittels Fragebögen. Hier werden alle Faktoren protokolliert, die den Schlaf beeinflussen, unter anderem Schlafgewohnheiten und –zeiten, Abendgestaltung, Bewegung, Essverhalten, konkret wahrgenommene Schlafprobleme, psychische Belastungen, Befinden tagsüber sowie Einnahme von Medikamenten und Alkoholkonsum. Zunächst können diese, unter Umständen unterstützt von einem 14-tägigen Schlaf- und Aktivitätstagebuch, wertvolle Hinweise auf viele Ursachen einer Schlafstörung geben. Steht dabei eine psychische Störung oder Belastung im Verdacht, ist eine Ermittlung dieser mit anschließender therapeutischer Behandlung hilfreich.

Apparative Untersuchungen

Je nach Beschwerdelage schließen sich weitere Untersuchungen an, insbesondere des Herz-Kreislauf- und Atmungssystems. Lungenfunktionstests und EKG helfen, diesbezügliche Erkrankungen festzustellen, beispielsweise Herzerkrankungen oder bestimmte Schlafapnoen. Um sicherzugehen, dass keine entzündliche Erkrankung, Krebserkrankung oder Hormonstörung beispielsweise der Hypophyse oder Schilddrüse vorliegt, wird ein großes Blutbild mit allen relevanten Hormon- und weiteren Werten angefertigt. Bleiben diese Untersuchungen ergebnislos, hilft ein Aktometer, das am Handgelenk getragen wird, Informationen über Dauer der Schlaf- und Wachphasen sowie deren Regelmäßigkeit zu gewinnen. Noch mehr Auskunft gibt eine Untersuchung im Schlaflabor, insbesondere über Schlafstruktur und –phasen, nächtliche Bewegung und Atmung. Auch ein unentdecktes Restless-Legs-Syndrom – häufiger als lange Zeit angenommen – kann hier identifiziert werden.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung einer Schlafstörung können ähnliche Regeln beherzigt werden, wie sie in den Maßnahmen zur Schlafhygiene vorgeschlagen werden. Wichtig ist, schädliche Angewohnheiten möglichst rasch zu identifizieren und ihnen entgegenzuwirken, bevor sie sich verfestigen können. Hierzu zählen beispielsweise übermäßiger Tabak-, Alkohol- und Drogenkonsum, regelmäßig schwere Mahlzeiten am Abend oder extrem unregelmäßige Bettzeiten. Auch die Schaffung einer angenehmen Schlafatmosphäre sowie ein ausreichender Abstand zwischen Arbeit und Schlaf sind wichtig.

Verhaltenstherapeutische Techniken

Schlafhygiene

Schlafhygiene fasst grundsätzlich viele verschiedene Aspekte zusammen, die einen erholsamen Schlaf ermöglichen sollen. Sie betreffen sowohl die Umgebung als auch die Bedingungen, unter denen ungestörtes Schlafen möglich ist und beziehen dabei soziale Faktoren ebenso wie körperliche und räumliche ein. Zudem geben die Regeln der Schlafhygiene Anhaltspunkte für eine günstige Abendgestaltung.

Strukturierung der Schlaf-Wach-Rhythmus

Mit den Maßnahmen der Schlafhygiene überschneidet sich die Strukturierung des Schlaf-Wach-Rhythmus zur besseren Gewöhnung des Körpers an die regelmäßige Entwicklung von Müdigkeit. Dazu gehören Stimuluskontrolle, also das Binden des Schlafreizes an das Bett, das umgekehrt nicht für andere Tätigkeiten genutzt werden sollte – Sex ausgenommen. Ebenso kann Schlafrestriktion, also die zunehmende Verkürzung des Schlafes verwendet werden. Durch diese Technik sollen lange Wachliegezeiten im Bett vermieden und Schlafdruck aufgebaut werden. Sie gilt jedoch als umstritten.

Reduktion nächtlicher Grübeleien durch kognitive Techniken

Da Grübeln und Wachliegen bei vielen Menschen mit Insomnie eng verknüpft sind, lohnt es sich hier anzusetzen. Dabei wird das oft antrainierte Nachdenken im Bett einerseits wieder von diesem getrennt, andererseits auch das generell unproduktive Grübeln an sich bekämpft. Unterschiedliche Techniken – zumeist in professionellem Rahmen erlernt – können dabei helfen.