Die schlafbezogene Essstörung (engl. Sleep-related eating disorder oder SRED) ist eine Parasomnie, die durch wiederkehrende Episoden des Essens – oft von kalorienreichen Junkfood oder ungenießbare Substanzen – im Schlaf gekennzeichnet ist, die nicht oder nicht vollständig willkürlicher Kontrolle unterliegt. Verwirrung, Orientierungslosigkeit, ungenaue oder fehlende Erinnerungen an das Ereignis sind Bestandteile von SRED. Die Erkrankung kombiniert Aspekte des Schlafwandelns mit Essattacken.
Dabei sind schlafbezogene Essstörungen vom “Night Eating Syndrom” (NES) abzugrenzen, bei dem die Betroffenen willkürlich Abends große Mengen an Nahrung zu sich nehmen.
Symptome einer schlafbezogenen Essstörung
Zu den Symptomen gehört das der Betroffene Nachts zum Essen und Trinken aufstehen, ohne zu wissen, dass sie es machen. Das kann in regelmäßigen aber auch nächtlichen Abständen passieren, dabei haben sie so gut wie keine Erinnerungen an die Ereignisse. Einige SRED-Betroffene essen fettreiche oder kalorienreiche Lebensmittel, während andere ungewöhnliche Lebensmittel (wie Tiefkühlkost und Rohfleisch) oder ungenießbare Substanzen (wie Zigaretten oder Reinigungsmittel) essen.
Weitere mögliche Symptome sind:
- Mangelnder Hunger am Morgen
- Lebensmittel verschwinden auf unerklärliche Weise
- Verletzungen bei der Zubereitung von Lebensmitteln
- Auftreten einer Lebensmittelvergiftung aus unerklärlichen Gründen
- Gewichtszunahme
- Morgendliche Magenverstimmungen
- Unordentliche Küche
Zusätzlich können Symptome von Schlafmangel wie etwa Tagesmüdigkeit, Reizbarkeit und Depression in Erscheinung treten.
Wie häufig ist eine schlafbezogene Essstörung?
Bis zu 5 % der Erwachsenen können an schlafbezogene Essstörungen erkrankt sein, was mehr als doppelt so viele Frauen wie Männer betrifft. Menschen, die an einer anderen Art von Essstörung leiden, haben auch deutlich häufiger Symptome von SRED.
Ursachen
Es gibt nur wenige Studien über die Gründe für SRED. Es gibt jedoch Hinweise auf zwei mögliche Ursachen:
- Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) scheint ein grundlegender Faktor in einigen Fällen schlafbezogenen Essstörungen zu sein. Dies korreliert mit der Forschung, die darauf hindeutet, dass RLS mit der Entwicklung von Parasomnien zusammenhängen kann.
- Psychotrope Medikamente, insbesondere Beruhigungsmittel-Hypnotika wie Xanax, sind ebenfalls mit SRED verbunden.
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für die Erkrankung:
- Andere Schlafstörungen, insbesondere RLS oder Parasomnien
- Die Verwendung von psychotropen Medikamenten
- Andere Essstörungen
- In der Familie verbreitete Historie von Parasomnien, darunter SRED
- Angst oder Stress
- Das Aufhören mit dem Rauchen
- Ausnüchtern von Alkohol oder stimulierenden Drogen
Diagnose
Da SRED mit anderen Gesundheitszuständen, Schlafstörungen und Medikamenten verbunden sein kann, sind die Krankheitsgeschichte und das Schlafverhalten für die Diagnose von SRED wichtig.
Da die Betroffenen sich selber nicht an die Geschehnisse erinnern, ist die Befragung von Lebenspartnern auch ausschlaggebend.
Behandlung
Je na Grund der Schlafstörung kann eine Stressreduktion und das Wegschließen von Lebensmitteln manchmal erfolgreich sein.
In Fällen, in denen SRED das direkte Ergebnis des psychotropen Medikamentenkonsums ist, kann die Unterbrechung des Medikaments (oder die Anpassung der Dosierung) die Hauptbehandlung für die Erkrankung sein.
Zusätzlich zu diesen Behandlungen können einige Medikamente helfen, Symptome zu reduzieren oder zu beseitigen. So hat sich beispielsweise gezeigt, dass Topiramat das SRED-Verhalten sowie Symptome wie Gewichtszunahme deutlich reduziert. Allerdings ist dieses Medikament nicht für alle Patienten verträglich.
Andere Medikamente, die potenzielle Erfolge bei der Behandlung von SRED gezeigt haben, sind Clonazepam, Opiate, dopaminerge Wirkstoffe und Kombinationen verschiedener Medikamente. Die Forschung zu einigen dieser Optionen befindet sich jedoch noch im Anfangsstadium.